Michael Edenharter über die Historie der Stube in Schwandorf
Die Stube in Schwandorf ist seit vielen Jahren ein zentraler Anlaufpunkt für Alle, die Schmankerln und trinkfreudige Genüsse lieben.
Mehr als 65 verschiedene Whiskey-Sorten und unzählige andere Spezialitäten stehen hier zur Auswahl. Feinste Gin & Rumspezialitäten sind ebenso erhältlich wie die klassischen Biersorten aus Naabeck, Bodenwöhr oder Dublin.
Gemütlichkeit und feiner Genuss werden hier sehr hochgehalten.
Die Historie des Hauses selbst beginnt im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Damals hatten die Stadtväter mit zwei Problemen zu kämpfen. Denn zunächst stieg die Zahl der Bevölkerung an und gleichzeitig hatte die Stadtmauer ihre ursprüngliche Schutz- und Trutzfunktion verloren.
Die Stadtmauertürme wurden für Wohnzwecke umgebaut. In der heutigen Stadtmauergasse erteilte man die ersten Baugenehmigungen und legte so den Grundstein für ihr nunmehriges typische Aussehen.
Daraus folgernd verkaufte die Stadt Schwandorf den öden und freien Platz vor dem Regensburger Tor gen Berg gelegen als Bauplatz. Das Anwesen das hier entstand, gehörte zum Regensburger Viertel und auch später noch „postalisch“ zur Regensburger Straße. Erst 1884 erhielt die Gasse den Namen Weinbergstraße und ab 1927 wurde die Adresse „Weinbergstraße 3“ verbindlich eingeführt.
Die Stadt wird mit Sicherheit auch aus Brandschutzgründen die Ansiedlung gefördert haben. Denn der Bauherr Nikolaus Müller übte das Handwerk eines Schmieds aus. Es entstand ein völlig frei stehendes Gebäude. Selbst die Nachbargebäude standen in großzügiger Entfernung. In der Steuerbeschreibung von 1727 liest man: „Ein von Grund auf neu erbautes Haus, liegt zwischen [Erhard] Müller[´s Haus] und Widmanns Garten.“ Zwei Generationen Müller-Kinder sind in dem Gebäude herangewachsen, bis es in fremde Hände verkauft wurde.
Im Abstand von jeweils einer Generation folgten verschiedene Familien. Alle hatten etwas gemeinsam. Es handelte sich um nachgeborenen Söhne oder Töchter, sogenannte weichende Erben, aus den der Stadt Schwandorf umliegenden Bauerndörfer. Die jeweiligen Kinder bekamen eine gewisse Summe Geld, mit der sie in der Stadt eine Familie gründen und eine Existenz aufbauten konnten. So liest man als Berufsbezeichnung: Tagelöhner und Bauerntochter aus Dachelhofen, Tagelöhner und Bauernsohn aus Oder, aus Dauching, aus der Au ... . Ab Mitte des 19. Jahrhunderts zeigte die Eisenbahn bei den Berufsbezeichnungen ihre Auswirkung. Nun erscheinen Bremser und Bauernsohn, Bahnschlosser ...
Die Steuerbeschreibung von 1790 taxiert das Anwesen als „ein gemauertes Häusl samt kleiner Hofrath“. Im Liquidationsprotokoll von 1839 wird das Gebäude beschrieben als Wohnhaus mit Stall und Keller zu 0,04 Dez, also einer Grundstücksfläche von etwa 140 m².
Ein neues Kapital in der Geschichte wurde am 21. April 1902 aufgeschlagen. Damals erwarb das Anwesen Klara Schmidbauer, Lokomotivführerswitwe aus Neunburg vorm Wald. In kurzen Abständen wurde ein Anbau erstellt, das Dach ausgebaut, ja sogar ein Laden eingerichtet. Das Gebäude wandelte sein Aussehen von einer Kleinstlandwirtschaft zu einem Geschäftshaus. Grund dieser Aktivität war, daß sich die Witwe mit dem ledigen Telegraphenarbeiter Josef Mehrl verheiratete und eine Mineralwasser- und Limonadenfabrikation gründete. Das Geschäft lief ausgezeichnet und so konnten die Ehegatten bereits 1915 ein Stück vom Klostergarten, heute Klosterstraße 13, kaufen und dann ihren Betrieb in neue, größere Räume verlagern.
1918 trennten sich die Mehrls von dem Anwesen und die Reihe der „weichenden Erben“ wurde fortgesetzt. Darunter war auch der Onkel des späteren Oberbürgermeisters Hans Kraus.
1956 erwarb das Gebäude der Malermeister Eduard Edenharter, bisher wohnhaft in der Storchengasse. Seine Schwiegertochter Alma errichtete ab 1967 hier eine Weinstube, die sie bis 1972 betrieb. Aus familiären Gründen wurde dann das Haus verkauft. Während Alma von 1976 bis 1987 in der Breite Straße eine Weinstube führte (heute bekannt als Färberhaus), war das Haus in der Weinbergstraße von 1972 bis 1994 als "Balkan-Grill" bekannt.
1994 erwarb Michael Edenharter dieses Gebäude wieder zurück. Seit 1995 wird hier Weinstube von den Edenharters als Familienbetrieb geführt. Seit 1997, angeregt durch einen Urlaub in der Bretagne, werden hier auch frische Crêpes gebacken.
2003 wurde der Betrieb um einen provisorischen Aussenbereich erweitert. Dank gesagt sei hier den uns wohlgesonnenen Familie Siegl und Familie Geiß.
2017 bot sich die Gelegenheit das Nachbargrundstück zu erwerben. Hier findet sich heute ein Anbau an die Stube und ein wunderschöner Biergarten im Herzen der Stadt.